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Stadtscheuer Waldshut, 30. April 2004

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HISS "Lieder an der Bar" - Waldshut, Freitagabend 30. April 2004

Das grandiose Konzert im Bungertshof in Königswinter liegt 2 Monate zurück; und wieder sind wir anlässlich eines HISS-Konzertes am Rhein, diesmal tief im Süden der Republik, im oberrheinischen Zollgrenzbezirk, zum Bodensee ist es nicht weit. Hier bildet der Rhein die natürliche Grenze zur Schweiz. Sicherlich sind heute Abend auch einige Eidgenossen unter den Besuchern.

Auch hier feiert man traditionell den Karneval, aber ganz anders als in der Niederrheinischen Bucht. Hier begegnen wir dem Brauchtum der "Alemannischen Fasnet". Wer kennt nicht die Bilder von historischen Narrenmasken, alljährlich zu sehen bei "Narrensprüngen", das sind Narrenumzüge, die von Blas-, Schalmei- und Lumpenkapellen musikalisch begleitet werden.
Heute geht es nicht um die Narrheit der Welt, kein Spektakel ist angesagt, sondern das Programm einer inzwischen preisgekrönten Kapelle der besonderen Art. "Edel Contraires" werden wir geboten bekommen, von HISS, der Kapelle unserer Herzen. Wieder einmal steht Romantisches und Schmerzliches, stehen Erfahrungsberichte in Sachen Liebe, bitterböse Wahrheiten, Gemeinheiten und Verrat, Sauflieder und Lieder von fettleibigen Frauen, Erzählungen von Leben und Tod auf dem Programm. Eine süddeutsche Burschenschaft wird uns mit ihren Texten und ihrer Musik verwöhnen, aus nicht wenigen ihrer Lieder werden wir Autobiographisches heraushören.

HISS gastiert heute in der Waldshuter Stadtscheuer, das städtische Kulturamt hat "unsere lieben Freunde" engagiert . Die ehemalige Scheune ist eingebunden in die ehemaligen äußeren Festungsanlagen der Stadt, seit 1985 saniert und seitdem kultureller Veranstaltungsort. Es ist eine rustikale Umgebung, keine elegant-komfortable Umgebung, wie sie manch einer - ob des Untertitels "Lieder an der Bar" - vielleicht erwartet hat. Schweres Eichengebälk über uns, der Boden mit Pflastersteinen aus gebrochenem Porphyr fachmännisch belegt, das Podium aus Rauspund grob zusammengezimmert. Rechts im Podiumhintergrund Überbleibsel eines ehemaligen eichenhölzernen wassergetriebenen Mühlen- oder Schmiedewerkzeugs, man erahnt wie viel Schweiß unter diesem Dach einst geflossen ist. - Aber heute soll's hier vergnüglich werden.

"Lieder an der Bar", es beginnt ein HISS-Konzert anderer Art, wie wir es noch nicht kannten. Die Scheuer ist bestuhlt, stapelbare Stahlrohrstühle in Reih und Glied - wie in unserer alten Schulaula. Fast alle Besucher sitzen!, auch unsere Hausband hat es sich bequem gemacht, und zwar auf Drehschemeln, Barhocker sehen anders aus.

Auf der heutigen Setliste fehlen die zum Tanz auffordernden Lieder. Das ist konsequent, wie denn bitte schön soll man im Sitzen tanzen? Also sind heute viele der ruhigeren Songs angesagt. Man konzentriert sich auf die Band, lauscht den Texten und den feinen Arrangements, und natürlich Stefans Ansagen. Tanzbewegungen würden da nur ablenken.

Der Sitzzwang ist für viele kaum zu ertragen. Ingrid, meine Polkakönigin, rutscht auf ihrem Stuhl hin und her, ich selbst kann meine Beine kaum stillhalten. Dasselbe beobachte ich bei Volker, der mit seiner 5-saitigen Bassgitarre auf dem Drehschemel mehr herumturnt als darauf zu sitzen, seine Beine haben selten Bodenhaftung, sie zucken und fliegen im Takt der auch im Sitzen fetzig vorgetragenen Musik durch die Luft. Volker würde gerne aufstehen, so unser Eindruck.

Selbstverständlich spielt unsere Lieblingskapelle auch heute wieder die Lieder der aktuellen CD "Polka für die Welt", für die sie gerade mit dem Deutschen Folkpreis RUTH 2004 ausgezeichnet wurde. Die Juroren: "Die Jury hält HISS für preiswürdig, weil die Band innerhalb des zu bewertenden Umfelds insbesondere durch ihre eigenständigen Texte auffällt und ihre Arrangements sowohl differenzierter gestaltet als auch filigraner an den Instrumenten umsetzt. Wo manche sich leicht in Speed und Lautstärke verlieren gelingt es HISS, eine - im Vergleich - quasi kammermusikalische Variante zu präsentieren. Da bleibt noch Platz für den Kopf, wenn man der Musik zuhört, und es geht nicht nur in den Bauch oder die Beine."
Wir erleben also gerade die "quasi kammermusikalische Variante" eines HISS-Konzertes. Uns gefällt's, gerne geben wir der Jury recht!

Aber sie bleiben nicht ewig "kammermusikalisch" auf ihren Drehschemeln sitzen - unsere Helden da vorne. Die "lieben Waldshuter und Waldshuterinnen" verlangen nach Zugabe, und dazu räumt die Band die Schemel zur Seite. Die Bestuhlung im Parkett aber wird (leider) nicht weggeräumt. So rutschen wir dann zum Schluss noch intensiver auf den Stühlen hin und her; die "Polkakönigin", heute nicht am Anfang sondern erst als Zugabe gespielt, ist schuld.

"Sie hat mir einen Benz gekauft ...
...sie küsst wie 'ne gesengte Sau
und säuft mich untern Tisch ...
Ich schenk mein Herz der Polkakönigin
... keine andre kriegt mich rum."

Mitte Mai sehen wir unsere Lieblingskapelle schon wieder, bei den Bademeistern im Ebertbad; auch Horst wird wieder dabei sein. Dann tanzen sie wieder, und "die Fraun wer'n sich verzehrn" - nach HISS.

Vom Rande des Hotzenwaldes berichtete
Uwit


Vielen Dank an UWIT für die Bilder und den Bericht!
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