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Hot Jazz Club Münster, 25. März 2004

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"Hiss in Concert",
im Hot Jazz Club Münster, so steht's heute abend auf der Eintrittskarte.

Es ist der 25.März, ein kühler Donnerstagabend. Wir sind in meiner alten Universitätsstadt, die ich immer mal wieder und gerne besuche. Damals, in unseren jungen und wilden Jahren, saßen wir oft abends im "Alten Pulverturm", einem Studentenlokal direkt an Münsters Promenade. Ob Mary noch dort bedient?, sie war ein Original. Sie hat sich für Münsters Studenten die Sohlen abgelatscht, und dabei unendlich viel Bier geschleppt.

Es ist nicht unser erstes Hisskonzert in Münster, bereits im Mai 2001 (im Leeze) und im Sommer 2003 (beim Eurocityfestival auf dem Domplatz) hatten wir der Kapelle unseres Herzens hier in der westfälischen Metropole gehuldigt.

Heute aber spielen sie im "Hot Jazz Club", der ist untergebracht im Kellergeschoss eines alten Hafengebäudes in Münsters Vergnügungsmeile am Kanalhafen, nicht weit von der Halle Münsterland, direkt am Pier eines Hafenbeckens. Von hier fuhr noch kein Schiff in die weite Welt hinaus. - Obwohl "für Jazz disqualifiziert, für Rock zu wenig tätowiert", darf unsere Kapelle/Hausband heute abend in diesem Club aufspielen. Für "reichlich fette Beute - Weiber, Ehre, Kohle in bar"? Welche Zimmernummern gibt es hier?

Es ist ein weitläufiger ehemaliger und rustikaler Kellerraum, hier wird niemand auf Stühle steigen oder auf Tischen tanzen, viel zu niedrig ist der Raum. Die Scheinwerfer unter der Decke sind zum Greifen nahe, die Tanzfläche etwas beengt, die Küche dagegen ausgezeichnet. Horst schmeckt's vorzüglich. Auch Ingrid ist wieder dabei, meine Polkakönigin. Ulli und seine Frau konnten heute nicht.

Apropos "Horst". Wer Hisskonzerte besucht hat, weiß, dass Stefan diesen Vornamen "auf dem Kiecker" hat. (Unser) Horst jedoch lässt sich davon nicht abschrecken, auch nicht durch neue zynische Boshaftigkeiten am heutigen Abend: Horst der Übergewichtige, Horst der Schizophrene! - Horst ist Hiss-Fan, seit Jahren. Er besitzt sämtliche Hiss-CDs, andere CDs habe ich noch nie bei ihm gesehen. - Wann erzählt uns Stefan die Wahrheit über (seinen) Horst?

Nun zum "Concert": Im Mittelpunkt standen wieder die Songs der letzten, der aktuellen CD "Polka für die Welt". Dazwischen natürlich auch viele ältere Lieder. Alles ordentlich abgemischt von Martin Bolkart, der seine Anlage diesmal nicht vor der Band, sondern etwas abseits hat aufbauen müssen. Die Lautstärke musste, in diesen niedrigen Kellerräumen, gedrosselt werden. Aber trotzdem, es war wieder einmal klasse, der Münsteraner sagt: "Jovel war's!"

Mittendrin wieder Stefans Ausflug in den uns längst bekannten "immerwährenden Heiligenkalender". Regelmäßig berichtet er von längst Vergessenem, von Wundern, Heilung und christlich-kirchlichem Kult. Anlässlich des Konzertes in Münster hätten uns auch Zitate aus dem "Münsteraner Büchlein über die Wunder des heiligen Liudger" erfreut, es schildert den Kult um ein wundertätiges Kreuz mit Reliquien Liudgers (erster Münsteraner Bischof), das in der Ludgerikirche Wunder wirkte. In 17 Kapiteln findet man hauptsächlich die durch Liudger bewirkten Wunder, die ausschließlich mit der Heilung von Krankheiten zu tun haben. Augenkrankheiten, Krankheiten an den Beinen, aber auch die Heilung von Irrsinn wird geschildert. - Horst hätte sich nicht angesprochen gefühlt! - Heilungen erfolgten immer nach der Anrufung Liudgers und dem Versprechen nach Münster zu kommen und dahin, d.h. zu Kirche und wundertätigem Kreuz, Opfergaben zu bringen.

In diesem Zusammenhang fällt mir "Tut Buße" ein: Gerne hätten wir mal wieder "Das Ende" gehört, oder auch Stücke aus "Tränen, Tabak & Tequila" wie "Du Sack" und "Vegetarier". Vielleicht demnächst im Ebertbad in Oberhausen?

Manchen Konzertbesuchern sah man an, dass es ihre erste Begegnung mit dem bitterbösen Hiss'schen Sarkasmus war, der immer wieder und urplötzlich abgelöst wird von romantischen, aber auch schmerzlichen Ausflügen zur Liebe und zu anderen Gefühlen. Ihre anfängliche Skepsis wich einer erkennbaren Aufmerksamkeit, viele konnten und wollten sich letztlich gar dem volkstümlichen Schunkeln beim "Tanz mit der Dor" nicht entziehen. Auch ich, eigentlich Nichttänzer, habe ein Tänzchen mit Ingrid gewagt.

Nach gut zweieinhalb Stunden, eingeschoben war eine halbstündige Pause, entbrannte der verdiente Applaus. Und dann, nach mehreren Zugaben, war unser aller Hausband dann verschwunden, die Mädchen und die Kunden tief betrübt.

Jovel war's!

Uwit


Vielen Dank an UWIT für die Bilder und den Bericht!
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